Bildung kommt nicht vom Lesen,
sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
Carl Hilty

Denken als Störfaktor?

Herr Brunner hat Sorgen. Sein junger Mitarbeiter, der Projektleiter Herr Frisch, arrangiert unabgestimmt Meetings mit Geschäftspartnern, trifft dort Entscheidungen, die ihm nicht zustehen und präsentiert sich als Alleinverantwortlicher. Seinen Chef Herrn Brunner informiert er bestenfalls knapp im Nachhinein. Auf Herrn Brunners zunehmend ungehaltene Hinweise, dass das so nicht gehe, reagiert er zwar verständnisvoll, aber es ändert sich kaum etwas. Sägt Herr Frisch etwa an Herrn Brunners Stuhl? Möchte er dessen Position? Zweifellos, so muss es sein!

Herr Brunner muss sich wehren. Auch er gibt nicht mehr alle Informationen weiter, lädt nun seinerseits Herrn Frisch nicht mehr zu Meetings ein und er hat sich sicherheitshalber auch schon einen Termin mit der Personalabteilung ausgemacht …. Sie können sich vorstellen, wie die Geschichte weitergeht.

Könnte es sein, dass Herr Brunner in die „Denkfalle“ getappt ist?

Unsere, an sich nützliche, Fähigkeit beobachtetes Verhalten zu interpretieren stellt uns manchmal ganz ordentlich ein Bein. Und nicht die Tatsachen, sondern vielmehr deren Interpretationen machen uns wütend, besorgt und unglücklich.

Würde Herr Brunner seinen Mitarbeiter fragen aus welchen Gründen er so agiere, ergäbe sich ein ganz anderes Bild. Man würde einen ursprünglich hochmotivierten, mittlerweile aber schon ziemlich frustrierten jungen Mann sehen. Herr Frisch hatte beobachtet wie überlastet Herr Brunner war und wollte ihm Arbeit abnehmen. Er wollte wirklich Substantielles im Projekt beitragen und etwas weiterbringen. Die ihm von Herrn Brunner zugewiesenen administrativen Aufgaben ließen noch reichlich Kapazität und er fühlte sich unterfordert und nutzlos. Als seine vorsichtigen Hinweise in diese Richtung nicht fruchteten, beschloss er sich auf eigene Faust nützlich zu machen. Herr Brunner würde es sicher schätzen, wenn er nun weniger Arbeit hätte. Wenn er doch bloß nicht immer so pingelig wäre und jede kleinste Kleinigkeit vorher absegnen wollte ….

Mit solchen sich hochschaukelnden Missverständnissen und Fehlinterpretationen haben wir häufig in Mediationen zu tun. Oft haben sie schon zu Handlungen geführt, die sich später als unglücklich erwiesen.

Lassen Sie es nicht soweit kommen. Schieben Sie hin und wieder Ihr Interpretationsvermögen beiseite und erforschen Sie die tatsächlichen Ursachen für unerwünschtes Verhalten.

Wir wünschen Ihnen dabei erfreuliche Überraschungen und hoffen, Ihnen mit unserem Newsletter im neuen Format eine kleine Inspiration gegeben zu haben.

Ihr Team von Trialogis
Nina Schiestl, Gerhart Fürst, Stephan Proksch und Barbara Wurz
www.trialogis.at